awinengefahreninfos
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Einführung |
Die Lawine stinkt nicht
Im verschneiten Gebirge besteht stets eine latente Lawinengefahr.
Die Lawinengefahr ist besonders heimtückisch, da sie im Gelände
nicht immer leicht zu beurteilen ist. Insbesondere für Anfänger sind
die Kennzeichnen von Lawinengefahr (schlechter Schneedeckenaufbau,
windverfrachteter Schnee, ...) schwer zu erkennen. Andererseits ist
die Gefahrenbeurteilung auch keine Zauberei. Es gibt sogenannte
Entscheidungsstrategien, die dem Tourengänger helfen mit wenigen,
relativ einfach feststellbaren Parametern eine vernünftige
Entscheidung zu treffen.
Dabei sind zunächst zwei Missverständnisse auszuräumen:
Absolute Sicherheit gibt es nicht!
Das ist die schlechte
Nachricht. Es bleibt stets ein Restrisiko. Es gibt Versuche, dieses
abzuschätzen. Munter ist z.B. der Ansicht, dass bei Beachtung seiner
Reduktionsmehtode (Restrisiko 1) das Restrisiko einer Verschüttung
etwa 1:100.000 beträgt (entspricht dem Risiko einer anspruchsvollen
Bergwanderung).
Man kann seine Sicherheit aber fast beliebig steigern
Das ist die gute
Nachricht. Es gibt nicht das Restrisiko, das ein gestandener
Tourengänger eingehen muss. Jeder kann nach seiner persönlichen
Risikobereitschaft entscheiden. Man kann z.B. generell auf Touren ab
Gefahrenstufe 3 verzichten oder bei Anwendung der Reduktionsmethode
von Munter sein akzeptables Restrisiko auf 0,5 statt 1
festsetzen.
Viele schwere Unfälle der letzten Zeit, insbesondere mit geführten
Gruppen beruhten auf der Eingehung sehr hoher Risiken, die nach den
modernen Strategien ohne weiteres erkennbar und damit vermeidbar
gewesen wären.
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Entscheidungsstrategien |
Die Beurteilung der konkreten
Verhältnisse vor Ort anhand der vorgefundenen Schneedecke ist auch
für den Profi schwierig. Die Verhältnisse in der Schneedecke können
auch kleinräumig so stark divergieren, dass punktuelle
Schneedeckenuntersuchungen (z.B. Anlegen eines Schneeprofils, eines
Rutschblocks oder der Stocktest) nur von geringem Nutzen sind.
Angestossen durch die Forschungen des Schweizer Lawinenexperten
Munter vom
EISLF hat sich in den
letzten Jahren ein Paradigmenwechsel in der praktischen Lawinenkunde
vollzogen. Die praktische Lawinenkunde für Tourengänger kann nur
eine strategische Lawinenkunde sein. Anhand einiger weniger, einfach
zu ermittelnder Parameter soll entschieden werden, ob die Begehung
eines Hanges mit vertretbarem Risiko möglich ist. Diese Parameter
sind insbesondere:
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Gefahrenstufe nach dem Lawinenlagebericht
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Hangneigung
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Hangexposition (Nord, Süd, Ost, West)
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Gruppengrösse
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Sicherheitsvorkehrungen wie Abstände
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Reduktionsmethode
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Durch die
Methodenvielfalt sollte sich der Einsteiger nicht verwirren. Kern
aller Strategien sind Hangneigungslimits. Diese Konzept hat schon
Munter als Elementare Reduktionsmethode (ERM) vorgestellt. Die
ERM bildet auch einen zentralen Baustein von Stop or Go.
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Gefahrenstufe 2: nicht steiler als 39 Grad gehen
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Gefahrenstufe 3: nicht steiler als 34 Grad gehen
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Gefahrenstufe 4: nicht steiler als 29 Grad gehen
Die AV-Snowcard
verwendet eine Farbgrafik mit fliessenden Übergängen zur Darstellung
der Hangneigungslimits. Damit wird der trügerische Eindruck scharfer
Grenzen vermieden. Das Ergebnis einer Rechenoperation kann nie
exakter sein, als die Eingangsdaten. Diese beruhen oft auf
Schätzung. Trotzdem ist eine Risikoabschätzung nach der
Reduktionsmethode sinnvoll. Man muss allerdings der Versuchung
widerstehen können, sich einen Hang durch Drücken aller
Einzelparameter schön zu rechnen, sondern bei Unsicherheit
vernünftige Mittelwerte schätzen oder je nach Sicherheitsbedürfnis
konservativ abschätzen.
Die ERM ist als 5-Grad-Regel leicht zu merken: Mit jeder Stufe der
Gefahrenskala reduziert sich der Spielraum für Touren um 5 Grad. Die
Anwendung der Regel ist jedoch nicht ganz so trivial, wie es klingt.
Dies gilt sowohl für die Bestimmung der Hangneigung nach der Karte
oder im Gelände, als auch hinsichtlich der Frage, welchen
Einzugsbereich man berücksichtigen muss. Je höher die Gefahrenstufe
desto weiträumiger muss man denken. Im Zweifel sollte man den
gesamten Hang berücksichtigen, nicht nur die Stelle, an der man sich
befindet.
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Anfängerstrategie |
Anfängerstrategie für Snowboard-Freerider
Diese Strategien sind
primär für Skitourengänger entwickelt worden, deren Abfahrtsgenuss
im gewissen Masse von der Steilheit abhängt. Sie sollen das
Verhältnis von Handlungsspielraum und Risiko optimieren.
Bedingungen, die besonders lawinengefährlich (z.B. grosse
Neuschneemengen, extrem steile Hänge) sind für Schneeschuhgänger und
Winterwanderer nicht besonders attraktiv. Selbst mit Schneeschuhen
ist die Fortbewegung im knietiefen lockeren Neuschnee und in Hängen
über 35 Grad sehr mühsam. Als Schneeschuhgänger kann man daher
deutlich unter diesen Grenzen bleiben, auf besonders gefährdetes
Gelände leicht verzichten, ohne dass der Tourengenuss darunter
leidet, bzw. im besonders sicheren Gelände bleiben, das für
Freerider unattraktiv ist (mässig steiles Gelände, dichter Wald,
freigeblasene Rücken mit geringer Schneeauflage).
Mit Anfänger meine ich einen Anfänger im Wintertourenbereich, aber
ansonsten einen Bergsteiger mit einer gewissen Erfahrung. Man
braucht kein besonderes Gespür für Schnee. Vorausgesetzt ist jedoch
der sicherer Umgang mit der topographischen Karte (für die
selbständige Durchführung von Wintertouren unabdingbar) und die
Bereitschaft, sich alle erforderlichen Informationen zu beschaffen
und sich mit den elementaren Grundlagen der Gefahrenabschätzung
vertraut zu machen. Das Konzept verschiedener Beurteilungslevel hat
insbesondere Engler der AV-Snowcard berücksichtigt.
Alle Informationsquellen ausschöpfen
Der
Anfänger sollte seine fehlende Erfahrung durch optimale Ausschöpfung
aller erreichbaren Informationsquellen ausgleichen. In der
Führerliteratur findet sich oft eine generelle Einstufung der
einzelnen Touren nach der Gefährdung ergänzt durch Hinweise auf
besondere Gefahrenstellen. Sehr differenziert ist das
Bewertungssystem im Schneeschuhführer von Schneeweiss, das
mit konkreten Handlungshinweisen verknüpft wird (möglich bis
Gefahrenstufe x bei optimaler Geländeausnutzung und zusätzlichen
Sicherheitsvorkehrungen). Diese klaren Aussagen sind grundsätzlich
zu begrüssen. Allerdings sollten Anfänger dieses System nicht
ausreizen. Schon Stufe 3 bedeutet für den Tourengänger stets eine
kritische Situation.
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Sicheres Gelände |
erkennen
Besonders, wenn auch
nicht absolut sicher ist:
Diese Geländeformen
kann man schon auf der Karte erkennen. Erforderlich ist eine gute
topographische Karte (z.B. AV-Karte) möglichst im Massstab
1:25.000 mit Höhenlinien im 20m-Abstand.
Wald, auch dichter, bietet nur eingeschränkt Sicherheit. Lichter
Wald, in dem sich bequem skifahren lässt, bietet kaum Sicherheit.
Die naheliegende Annahme, dass die Baumstämme die Schneedecke
stabilisieren und verankern, trifft nicht zu. Andererseits ist im
dichten Wald der Schneedeckenaufbau günstiger, da ein Teil des
Neuschnees zunächst in den Baumkronen hängen bleibt und erst langsam
runterrieselt. Ausserdem können im Wald nicht so leicht gefährliche
Triebschneeansammlungen entstehen. Man sollte insoweit genau den LLB
lesen. Zuweilen findet sich dort die Anmerkung, dass die angegebene
Gefahrenstufe oberhalb der Waldgrenze gilt. Im Wald ist es dann
relativ sicher.
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Gefahrenstufen |
Gefahrenstufe nach dem Lawinenlagebericht
EUROPÄISCHE LAWINENGEFAHRENSKALA
Vor jeder Tour ist der aktuelle
Lawinenlagebericht für das Gebiet einzuholen (Im Internet). Für eine
telefonische Abfrage die Nummer ins Handy programmieren, damit man
noch während der Anreise oder von der Hütte die Lawinenlage abfragen
kann. Neben der Gefahrenstufe gibt der Lagebericht umfangreiche
Zusatzinformationen (Schneedeckenaufbau, besonders gefährdete
Höhenlagen und Hangexpositionen), die für die Tourenplanung äusserst
wertvoll sind.
Um die in den Lageberichten verwendeten Gefahrenstufen richtig
einzuordnen, sollte man die
Europäische Lawinengefahrenskala
studieren. Hilfreich sind dazu auch die
Interpretationshinweise
des SLF. Nach der Europäischen Gefahrenskala, die alle europäischen
Lawinenwarndienste verwenden, unterscheidet man 5 Stufen, von
geringer (1) bis sehr grosser (5) Lawinengefahr.
Der LLB wird für ein relativ grosses Gebiet ausgegeben, die lokalen
Verhältnisse können davon abweichen. Die Treffsicherheit wird jedoch
mit zunehmender Regionalisierung immer besser. Eine zu niedrige
Gefahrenstufe findet man nur in rund 10 % der Fälle. Der Anfänger
ist kaum in der Lage, eine lokale Anpassung der Gefahrenstufe
vorzunehmen. Eine Absenkung der Gefahrenstufe sollte tabu sein.
Erkennt man gefahrerhöhende Umstände (frischer Triebschnee), sollte
man zur Sicherheit von höherer Gefahr ausgehen.
Strategie
Die Anfängerstrategie
besteht aus möglichst einfachen Regeln, die im wesentlichen von der
Gefahrenstufe ausgehen:
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Gefahrenstufe 1
Im allgemeinen sichere Tourenverhältnisse
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Gefahrenstufe 2
Eine Gefahr besteht vorwiegend im extremen Steilgelände (ab 40
Grad) und in den im LLB genannten Gefahrenstellen. Dieses Gelände
sollte gemieden werden, ansonsten gute Tourenbedingungen. Extremes
Steilgelände wird auf Schneeschuhtouren in der Regel nicht berührt.
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Gefahrenstufe 3
Bei dieser Stufe passieren die meisten Lawinenunfälle! Ohne
fundierte lawinenkundliche Ausbildung sollte man sich nicht mehr ins
Gelände wagen. Zumindest sollte man sich auf Touren beschränken, die
hinsichtlich Steilheit und Geländeform besonders sicher sind.
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Gefahrenstufe 4
Touren erfordern grosse lawinenkundliche Erfahrung. Ein
Erfahrener kann auch bei dieser Stufe unter optimaler
Geländeausnutzung Touren durchführen. Anfänger sollten sich bei
dieser Gefahrenstufe auf keinen Fall ins ungesicherte Gelände wagen.
Jeder Fehler bei der Geländeeinschätzung könnte fatale Folgen haben.
Wenn man den frischen Pulver bei Traumwetter trotzdem geniessen
möchte, bieten sich geräumte Winterwanderwege, Pisten und Loipen an
(diese werden von den lokalen Lawinenkommissionen nur freigegeben,
wenn keine erhöhte Gefahr besteht).
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Gefahrenstufe 5
Bei dieser Gefahrenstufe ereignen sich auch grosse
Katastrophenlawinen, die Siedlungen und Verkehrswege gefährden.
Tourengänge sollten unbedingt zu Hause bleiben.
Diese
Strategie lässt sich dahingehend zusammenfassen: Bei Stufe 1 und 2
ziemlich freie Tourenwahl, allerdings sollte man extremes
Steilgelände und die im LLB genannten Gefahrenzonen meiden. Stufe 1
und 2 werden während der Wintersaison etwa an 2/3 aller Tage
ausgegeben. Es bleiben demnach viele Tourenmöglichkeiten. Möglichst
nicht langfristig planen und dann bei schlechten Verhältnissen die
geplante Tour durchziehen, sondern kurzfristig bei guten
Verhältnissen aufbrechen. Stufe 3 ist für Tourengeher stets eine
kritische Situation, diese Gefahrenstufe sollte nicht unterschätzt
werden.
Es ist stets und immer sinnvoll, das Risiko zu minimieren. Das
heisst, immer die Eigenschaften des Geländes bei der Spurwahl
optimal ausnutzen (Rinnen und Mulden meiden, Grate und Rücken
suchen). Im Steilgelände (ab 30 Grad) stets mit Abständen gehen. Ab
Stufe 3 im sicheren Gelände bleiben (unter 30 Grad, Rücken und
eingeschränkt dichter Wald).
Diese Strategie ist für sehr konservativ. Alle anerkannten
Entscheidungsstrategien sind erheblich grosszügiger, da sie aus
Akzeptanzgründen insbesondere für Skitourengänger einen grösseren
Handlungsspielraum bieten wollen. Munters Reduktionsmethode
erlaubt z.B. bei Stufe 3 das Begehen von bis zu 39 Grad steilen
Hängen ausserhalb des Nordsektors (bei Einhaltung von Abständen).
Stop or Go und ERM ziehen bei Stufe 3 schon ein Limit bei 34 Grad in
allen Expositionen.
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Lawinenkurse |
Lawinenkurse
bei FREMA-SPORT-Reisen
Was erwartet
dich
Glück kann Wissen nicht ersetzen! Und solange nichts passiert, ist
es schwer zu sagen, wie oft man einfach nur Glück gehabt hat.
An diesen Intensiv-Wochenenden zum Thema Lawinen befassen wir uns
mit den Möglichkeiten, die die moderne Lawinenkunde für die
Risikoabschätzung bietet. Das bedeutet die Auseinandersetzung mit
Lawinenkunde, Risikoabschätzung und Risikoreduktionsmethoden,
Suchmethoden mit den aktuellen digitalen VS-Geräten
und vielem mehr.
Aber auch intensives Entscheidungstraining "Lawine":
Beurteilung des Lawinenlageberichtes - Snowboardtour - Beurteilung
der Lawinengefahr - Risikoanalysen - Entscheidungen - Taktik auf der
Tour - Irrtum gegen Gewissheit - "Munter" pur.
Wichtige Hinweise:
- Die Kurse sind auch als Auffrischung bereits bestehenden Wissens
bestens geeignet!
- Auch für diese Events gibt es Geschenkgutscheine:
Du machst einem Freerider damit nicht nur Freude, sondern tust auch
etwas für seine Sicherheit!
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Danke für das Lesen der wichtigen Punkte und viel Spass beim
Freeriden.
FREMA-SPORT-Reisen Göpf Schweiz |
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